Künstler: Dirk Jakobs-Frese


Künstler Dirk Jakobs-FreseEine federleichte Zirruswolke mit blutrotem Herz? Einen Schneeball, mit Wucht an eine rosafarbene Wand geworfen? Eine leuchtend lichte Hibiskusblüte mit pelzigen Staubgefäßen?

Das und noch mehr ist in Dirk Jakobs Bildern aus der Serie IMAGO 2007 zu sehen und könnte, je nach Disposition und Phantasie des Betrachters, etwas ganz anderes sein. Dirk Jakobs lässt uns seine Werke und uns selbst erforschen. Bewandert in psychoanalytischen Methoden, bedient er sich eines ganzen Instrumentariums an bild-, form- und aufschlussgebenden Verfahren.

Dirk Jakobs greift dabei auf eine spezielle künstlerische Technik zurück, die als Dekalkomanie erstmals in den 1930er Jahren von dem spanischen Maler Oscar Dominguez in die Kunst eingeführt wurde: Auf eine mit Farbe bestrichene Leinwand wird ein weiterer Bildträger gelegt und abgezogen. Durch die Viskosität der Farbe entstehen Marmorierungen und eine typische Äderung, eine Feinnervigkeit in der Textur, die durch keine Pinselführung erreicht werden könnte. Zufälligkeiten werden als Teil des Malprozesses begrüßt, sind aber durch Auswahl der Farbe, das Aufbringen des zweiten Bildträgers und eventuelle Drehungsbewegungen beim Abziehen durchaus begrenzt, so dass die Ergebnisse den Gestaltungswillen des Künstlers reflektieren. So experimentierte auch Max Ernst in vielen seiner Werke mit diesem Abklatschverfahren und komplettierte seine Dekalkomanien mit Malerei zu seinen charakteristischen Interpretationen. Die Spiegelung, die durch dieses Verfahren notwendig entsteht, der papierene Zwilling, fand in Max Ernsts Bildern keine Beachtung, wurde nicht ins Bild einbezogen, war Mittel zum Zweck. Anders bei Dirk Jakobs.

Die Spiegelung ist ein integraler Bestandteil seiner Bilder. Wie die Flügel eines Schmetterlings findet die Verdopplung in der Spiegelachse symmetrische Einheit und wird ihrerseits zum Spiegel. Zwei Seiten, Spiegel und Spiegelung, Bild und Betrachter, Frage und Antwort. Die Psychodiagnostik macht sich diese Methode seit 1921 im so genannten Formdeuteverfahren zunutze, von Hermann Rorschach entwickelt und im Rorschachtest standardisiert. Es soll durch Assoziationen zu gespiegelten Tintenkleksmustern unbewusste Aspekte der Persönlichkeit des Betrachters zutage fördern. Schnell wurden Künstler auf die Praktiken der Psychologie aufmerksam; die Faszination des Unbewussten inspirierte die Kunst nachhaltig. Ob Abstrakter Expressionismus oder die Drip Paintings eines Jackson Pollock, die Suche nach inneren Welten und ihren Ausdrucksmöglichkeiten sprengten die Grenzen herkömmlicher künstlerischer Mittel. Nie wurde jedoch eine psychodiagnostische Methode so genau reflektiert wie in Andy Warhols wenig bekannten Rorschach Paintings aus dem Jahre 1984, in denen er die Tintenkleksmuster zur Kunst erhob und den Betrachtern dieser großformatigen dekorativen Arabesken Rätsel über ihre eigenen verborgenen Phantasien aufgab.





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